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Freitag, 15. April 2016

Schwarzes Loch und weiße Zwerge - ein Ausflug ins deutsche Krankenhaussystem

Wenn Fanny eine Reise tut...bzw. war mein Arzt der Meinung ich müsse doch dringend im hiesigen Krankenhaus einkehren, um dort einige Kontrolluntersuchungen machen zu lassen. Nach einigem Hin und Her stand dann fest: Dienstag morgen 11 Uhr solle ich mich auf der Station melden.
Gegen halb elf fand ich mich vor der Anmeldung, wo ich eine Nummer ziehen musste. Siebzehn vor mir Wartende später saß ich dann vor der Dame, die mich in den Computer eingab. "Leben Sie im eigenen Haushalt?" "In einer Wohngemeinschaft." "Das kann ich hier nicht eintragen..."

Irgendwann kurz vor 12 war ich dann auf Station "eingecheckt" und hatte sogar schon ein Bett zugewiesen bekommen. Ca. zwei Stunden später stehen zwei Ärztinnen vor mir, die eine mit dem Blick, was wollen Sie hier, sie sehen ganz fit aus. Ich erzähl also meine kleine Story und warum der Arzt meint, das ich kommen solle und was gemacht werden soll. Die Hälfte wird mit einem "dann sähen sie anders aus, das brauchen wir nicht!" abgeschmettert. Ich hab gedacht die horchen mich ab, messen den Blutdruck oder machen ein Blutbild aber dann musste ich nur Kniebeugen, mit dem Finger an die Nase und auf einer Linie laufen. Kam mir vor, wie wenn die Bullen mich zum Alk-Test rausgewunken hätten. Nach gut 5 Minuten verschwanden die beiden Damen wieder.

Nett auch die Schwester: "Ach sie Essen kein Fleisch? Gut.......und wie ist das mit Wurst?" "Ähm Wurst ist auch Fleisch.  Der arabische Ehemann der arabischen Bettnachbarin fragt ob er mich was fragen dürfe, klar warum nicht? "Was machen Sie hier, sie sehen doch total fit aus!" - So langsam frage ich mich das auch.

Zitat zuständige Schwester beim Blutdruckmessen kurz vor dem Abendbrot:"Ich hab gar keine Diagnose bei Ihnen stehen." Antwort: "Mag daran liegen, dass ich noch keine habe??" Zum Abendbrot bekam ich dann eine Microgrammportion Salat und zwei Scheiben Graubrot und ........ Wurst.

Na immerhin hatte ich nen tollen Blick auf die Einflugschneise vom Düsseldorfer Flughafen. Die Nacht verbrachten wir in dem lauschigen Dreibettzimmer unter dem romantischen Plätschern des Wasserfalls in der Lagune (Defekte Klospülung). Frühstück....ich hatte ja noch keinen Besuch der Diätassistentin ...ich bekomme Süßstoff und Halbfettmargarine und...Wurst! Den Kaffee kann selbst ich nur mit Zucker trinken, dazu sollte man vielleicht Magentabletten reichen. Schwarz ist echt die richtige Beschreibung dafür! Wahrscheinlich ist die Kardiologie nicht ausgelastet.

Der zweite Tag startet mit EEG (wow geile Nachbilder unter dem Strobskop, der zuständige Arzt kann meine Begeisterung über den Violett-blau Wechsel hin zu silber schwarz nicht ganz teilen). Logopädinnenbesuch, die junge Frau ist mit mir leider überfordert "...für meine Test sind sie viel zu fit." Mittags dann Rindfleischsuppe mit enorm viel Fleisch drin. Die Schwestern haben mir liebenswerterweise einen Gutschein für die Cafeteria gegeben. Nach dem ich ins Zimmer zurückkomme entspannt sich eine lustige Diskussion mit dem arabischen Ehemann der arabischen Bettnachbarin zum Thema warum ich kein Fleisch esse, wo Allah doch die Tiere extra zum Essen geschaffen hat...

Arztvisite, die arabische Bettnachbarin darf nach Hause und wird ersetzt durch eine sechsundsiebzigjährige  Kasachin aus Alma Ata.  

Nachmittags dann Blutbild und eine Stunde später holt mich die Ärztin zur Lumbalpunktion. Ich habe noch lang und breit erklärt wie groß meine Angst davor ist. Die Ärztin erklärt ihrer jungen Kollegin was man wo wie sieht, Fanny ist ja so schön dünn. Es gibt keine lokale Betäubung nur die Frage: "Ist das okay wenn das meine Kollegin macht? Die hat das schon gemacht nur noch nicht so oft".....Meine Frage: "Wie zielsicher fühlen Sie sich heute?" wird mit einem "Sehr" fröhlich beantwortet und picks schon sitzt die Nadel in der Wirbelsäule....im selben Moment brennt meine Arschbacke wie Feuer und ein Krampf zieht bis ins Knie...nach ein paar Sekunden beschließt die Erfahrenere von den Beiden, die Nadel muss wieder raus....knapp daneben ist halt auch vorbei. Es nutzt nichts, ein zweites Mal die Prozedur, diesmal fließt das Nervenwasser. Für die danach noch folgende Blutabnahme muss ich mich hinlegen, mir ist schlecht. Auf mein Zimmer gehe ich übrigens zu Fuss und ohne Begleitung - sie sind ja mobil! Danach ist flach und still liegen angesagt.....das fällt mir sehr leicht.

Abends dann Salami...zum Glück auch Analogkäse und die Nachbarin mag ihren Salat nicht. Ich versuche dann beim seniorengerechten Programm des ZDF zu entspannen.Die Nacht wird von lustigen kleinen Intermezzos aufgehellt, so zündet sich die halbseitig gelähmte Bettnachbarin links aussen nachts mal flugs eine Zigarette an, weil sie das Bett nicht verlassen kann, während die Kasachin auf russisch darüber flucht!

Am nächsten Tag vegetarisches Essen!! Bis zum Abendessen! Da bekam ich fünf verschiedene Käsesorten! 
.......................................Und eine Scheibe Brot!

Heute hat man mich entlassen, ohne Diagnose weil der Arztbrief noch nicht abgetippt war, mit immer noch brennendem Hintern und dem Satz: "Machen Sie sich nicht verrrückt!"  - Dabei bin ich das doch schon lange ;-)

Mein Fazit: im Gesundheitssystem des Krankenhauses hilft eine ungepflegte, adipöse Zombieoptik mit mindestens zwei schlechtgestochenen Tattoos an gut sichtbarer Stelle ungemein, wenn Du ernst genommen werden willst. Gibst du auf Dich acht kannst du nur einen an der Klatsche haben! 

Allerdings auf die Pflegerinnen und Pfleger von C1B3 lass' ich nichts kommen, die sind klasse und geben sich Mühe...noch mal einen schönen Gruß an die Elfe ;-)

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